Naturschutz und Hochwasserschutz Reeser Schanz

Fliegen müsste man können…

Wenn wir es hier könnten, stäche uns da unten sofort etwas ins Auge. Der Rhein hat hier zwei Arme. Zumindest zeitweilig. Bei normalem Wasserstand verbindet eine dünne Landbrücke das übrige Xanten mit dem, was bei Hochwasser eine zwei Kilometer lange Insel wird.

Mit anderen Worten: Genau das, was der Naturschutz seit Jahren wünscht, eine Rhein-Nebenrinne, ist hier Wirklichkeit geworden. Zumindest ungefähr. Denn die Geradlinigkeit der Rinne macht sofort stutzig und schauen wir genauer hin, wird klar, dass sie nicht in erster Linie für den Naturschutz ausgehoben wurde.

Hier geht es vor allem um etwas Anderes: Hochwasserschutz und Schifffahrt gaben den Ausschlag dafür, dass 50 Millionen Euro für das enorme Bauprojekt locker gemacht wurden: Der Rhein erlaubt sich hier bei Rees eine besonders scharfe Kurve, und das hätte ohne Gegenmaßnahmen die Folge, dass er sich pro Jahr um einige Zentimeter tiefer in sein Bett grübe. Diese Sohlenerosion macht den Strom schneller und schwerer schiffbar. Das erhöht den Druck auf die Stadtmauer von Rees, obendrein sinkt der Grundwasserspiegel. Die Nebenrinne kann bei Hochwasser bis zu einem Fünftel des Rheinwassers aufnehmen. So entlastet sie den Hauptfluss und die Reeser Stadtmauer und zögert die Vertiefung des Rheins und das Absinken des Grundwassers zumindest hinaus.

Letzteres hat auch für den Naturschutz eine Bedeutung. Denn seit Jahren bedroht ein sinkender Grundwasserspiegel die Feuchtgebiete in der Rheinaue. Aus den genannten Gründen wäre ohne weiteres Zutun damit zu rechnen, dass Amphibien, Wasservögel und die vielen anderen Gewässerbewohner hier eines Tages keine Heimat mehr fänden.

Man kann hier sicher noch mehr für die Natur tun – zum Beispiel durch eine naturnäher gestaltete Rinne oder das Anlegen von feuchten Senken oder noch flachere Ufer für Wat- und Wiesenvögel. Dennoch ist hier sichtbar, dass Natur- und Hochwasserschutz zum Teil gemeinsame Ziele haben.

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