Weidezäune – nur ein Hindernis?
In der grünlandgeprägten Landschaft am Unteren Niederrhein sieht man sie noch recht häufig – Weidezäune. Wozu sie da sind, ist eigentlich bekannt. Aber neben dem Zweck, das Vieh auf der Weidefläche zu halten und am Herumstreifen zu hindern, haben sie eine beträchtliche Bedeutung für die heimische Tierwelt, die wohl die Wenigsten kennen: Zäune sorgen für besondere Lebensräume in der Agrarlandschaft. Wie das geht? Schauen sie mal genau hin! Unter dem Zaun ist die Bodenoberfläche leicht wallförmig erhöht und buckelig. Dieser sogenannte „Buckelrain“ erstreckt sich unter dem Weidezaun und hebt sich mal mehr, mal weniger deutlich von der ebenen Weidefläche ab.
Er hat sich mit den Jahren herausgebildet, weil das Vieh zwar auch unter den Zäunen das Gras abweidet, aber dort den Boden nicht festtritt. Auch kann der Landwirt Maulwurfshaufen und andere Unebenheiten zwischen den Zaunpfosten schlecht einebnen. Flache Sandhügelchen, die von Wiesenameisen als Erdnester im Gras angelegt werden, bleiben also erhalten und bilden nach und nach einen kleinen Wall. Die sonnig-trockenen Bodenstrukturen werden gerne von Hummeln und Sandbienen als Nistplatz besiedelt. Auch Eidechsen nutzen Weidezäune mit dicken Holzpfählen als Lebensraum und Wanderwege. Und der Grünspecht sucht hier bevorzugt nach Nahrung.
Da unter den Zäunen kaum gedüngt oder gespritzt wird, können sich hier mancherorts auch empfindliche Pflanzenarten halten, die im Wirtschaftsgrünland nicht mehr vorkommen. Entlang von dauerhaften Zäunen sind in aller Regel mehr Pflanzen- und Tierarten zu finden, als im bewirtschafteten Umfeld. Die Zäune tragen also ganz besonders zum Arten- und Strukturreichtum unserer Landschaft bei! Werden die Zäune entfernt, weil die Kühe im Stall bleiben müssen und das Grünland nicht mehr beweidet wird, werden solche Buckelraine eingeebnet und ein wichtiger Rückzugsraum für viele heimische Pflanzen und Tiere geht verloren.