Vor rund 400 Jahren als Großprojekt gestartet...

Ein innerstädtischer Bach, nur wenige Meter breit, versteckt unter Bäumen in einem Graben zwischen den Häuserreihen. Wir sehen und hören sein Wasser erst, wenn wir nah herantreten. Es würde kaum ein Boot hineinpassen, von Schiffen ganz zu schweigen. Vermutlich hat außerhalb von Rheinberg noch nie jemand von diesem Rinnsal gehört …

„Fossa Eugeniana“ ist Latein und übersetzt sich „Eugenianischer Graben“. Die Eugenia, die damit geehrt wird, lebt längst nicht mehr. Infantin Isabella Eugenia Clara von Spanien lebte um 1600 und war als spanische Königstochter Statthalterin in den damals von Spanien besetzten Niederlanden.

Wie in solchen Fällen üblich, leisteten die Unterdrückten Widerstand. Gleich sieben nordniederländische Provinzen wollten sich der Spanischen Krone nicht beugen. Doch für ihren Unabhängigkeitskampf und ihre Wirtschaftskraft allgemein waren sie auf die Handelsschiffe angewiesen, der über Rhein und Maas zu ihnen gelangten. Die Fossa Eugeniana sollte dies sabotieren: Rhein und Maas verbinden, den Handel umleiten und damit die Provinzstädte im Norden schwächen.

Doch wie so einige große Bauprojekte wurde auch dieses nicht fertig. Dabei war es rasant gestartet. Begonnen wurde im September 1626 und binnen zweier Monate war man von Rheinberg nach Geldern vorgedrungen. Bis zu 8000 Händepaare waren am Bau beteiligt. Doch kurz darauf begannen sich die Probleme zu häufen. Überfälle niederländischer Truppen behinderten das Projekt und die spanischen Schulden stiegen so weit, dass man sich schließlich zur Aufgabe gezwungen sah.

Heute ist von der Geschichte der Fossa Eugeniana und der großen Bedeutung, die man ihr beimaß, kaum etwas zu erahnen. Die Reste einer Schleusenkammer verraten noch, dass es sich um einen alten Kanal handelt. Darin fliegen nun Eisvögel. Fledermäuse und Kopfbäume leben in der Umgebung des Gewässers. In die alte Schleuse wurde eine Fischtreppe gebaut. So hat die Natur das Kriegsbauwerk leise zurückgewonnen.

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