Grenzen aus dem späten Mittelalter
Oftmals zogen die Geschichts- und Heimatforscher der letzten Jahrhunderte den Schluss, eine alte Wallanlage, eine Fliehburg oder die Fundamente eines mittelalterlichen Turmes seien römische Gründungen oder Schauplätze der Auseinandersetzung zwischen den christlichen Franken und den heidnischen Sachsen. Sicher waren solche Schlussfolgerungen populär. Der Volksmund neigte gern zu solchen Tradierungen - viele „Römer“ und „Franken“ prägen Orts- und Straßennamen.
Exakte Grenzlinien in einem Ausmaß, wie die Landwehren es verdeutlichen, entstanden allerdings wohl erst im späten Mittelalter, als der Adel sich immer mehr Rechte und Einnahmequellen sicherte und eine territoriale Zerteilung der Landschaft in immer kleinere Herrschaftsgebiete erfolgte.
Wahrscheinlicher Urheber der Landwehr bei Sonsbeck ist der Graf und spätere Klevische Herzog Adolf von der Mark (1373-1448).
Die Anlage der Landwehren und ihre Pflege war ein großes organisatorisches Unterfangen. Es gehörte zu den regelmäßigen Tätigkeiten des Landesherren, auf Reisen den Zustand der Landwehren zu prüfen und die zuständigen Amtsleute und Ansässigen zu Erhaltungsarbeiten anzuhalten.
Landwehren repräsentierten nicht nur einfach eine Grenze und waren keine Bauwerke für den rein militärischen Verteidigungszweck. Sie bildeten ein kunstvoll zusammenhängendes System, bei dem natürliche Wasserläufe und pflanzlicher Bewuchs sich einer Planung - und ständiger Pflegearbeit - unterzuordnen hatten. Sie dienten der Demonstration des Herrschaftsanspruches und des wirtschaftlichen Wohlstandes des Territorialfürsten.
Also kann man sich vorstellen, dass sie auch ein „Aushängeschild“ für die Wirtschaftskraft einer Region waren, in der man als Handel Treibender willkommen, oder als Ingenieur, Handwerker oder Künstler sehr gefragt war.
Heute sehen wir nur noch Reste dieses großen landschaftsbaulichen Demonstrationsprojektes. Sie sind in Teilen als Kulturdenkmäler geschützt, werden aber längst nicht mehr mit der Aufmerksamkeit gepflegt, die man ihnen damals widmete.